Montag, 21. Mai 2018

„Kim, wir brauchen ein eigenes Boot!"


„Urlaub… Zeit für mich…Einfach eine kurze Pause um durchzuatmen.“- Das waren die Gedanken, die ich im Frühjahr hatte. Ich lebte zu der Zeit in einer schwierigen Trennung, wodurch ich auf der Couch bei einer Freundin mein Lager aufschlug und auch mein Job forderte einiges von mir ab.
Alles in Allem war ich also reif für die Insel…oder besser gesagt für’s Boot.
Kim verabredete uns mit Jens, einem Freund aus dem Hafen der uns auf seinem Boot zur Regatta, anlässlich des alljährlichen Hafenfestes, mitnehmen wollte und bei dem sie schon in der Vergangenheit oft mitgesegelt ist. Allerdings gab es ungeplante Probleme… Kim musste natürlich ausgerechnet an diesem Tag länger arbeiten und wollte mich auf dem Weg abholen. Durch den Zeitdruck den wir dann hatten, gab sie umso mehr Gas, sodass sie ganze zweimal auf dem Weg zu mir geblitzt wurde. Ich stand mit Sack und Pack bereit- ja wortwörtlich mit Sack und Pack, denn ich wusste überhaupt nicht, was man an so einem Segelwochenende alles brauchen würde- und so nahm ich kurzerhand (fast) alles an Kleidung mit, was ich in die Finger kriegen konnte 👌
So kamen wir dann mit reichlich Verspätung in den Hafen und Jens war natürlich schon weg!
Wir richteten uns also erst mal die Achterkoje bei Hartmut ein, auf einem Kimmkieler namens "Tide", tranken an Deck das erste Bier und ich lernte die ersten Leute aus dem Hafen kennen. Alle waren sehr nett und jeder Mensch ein Unikat. Und so individuell wie die Leute dort sind, so individuell sind auch die Lebensformen. Einige leben auf ihren Booten, darunter auch Hartmut, von dem Kim mir schon zuvor erzählte, eine richtige Vorstellung davon hatte ich aber nicht. Ich schaute mir den Salon auf der "Tide" an und war begeistert. Zwar ist auf einem Boot ja meistens wenig Platz aber dieses minimalistische und auch irgendwie autarke Leben hat mich beeindruckt. 
Am späten Nachmittag kamen Jens und einige andere wieder in den Hafen zurückgesegelt. Die Plastikente, mit der angebundenen Flasche Rum, war schon in der Mitte des Hafenbeckens platziert worden und so begann der „Kampf“ um die Flasche Rum. Die einen sprangen kopfüber ins Wasser, andere nahmen sich einen Opti. Nach langem Gerangel und Gerudere, war es dann entschieden, KP gewann die Buddel Rum! Damit war das Hafenfest eingeläutet und Kim und ich halfen zeitweise am Grill aus, wodurch ich noch eine Menge Gesichter traf, die zu dem Hafen gehören. Es wurde ein langer und lustiger Abend. 😎
Am nächsten Tag segelten wir mit Jens, Christian und Tommy raus. Ich versuchte mich im Hintergrund zu halten weil ich vom Segeln nicht viel beziehungsweise gar nichts verstand. Jens setzte mich aber sofort an die Pinne und murmelte etwas wie „Probier dich mal aus, du musst es ja auch lernen…“. Und wie recht er damit hatte.  Mir gefiel es. Mir gefiel es sogar sehr! Nach guten fünf Minuten saß ich grinsend an der Pinne und rief: „Kim, wir brauchen ein eigenes Boot!“. Sie fing an zu lachen und freute sich wahnsinnig, dass wir dieses Hobby nun teilten.
Während Jens kopfüber ins Wasser sprang, entschieden Kim und ich, dass ein Fußbad für diesen Tag wohl reichen sollte. Mit diesem Segeltoern und einem wundervollen Sonnenuntergang ging  das Wochenende vorbei. Aber die Rückkehr in den Alltag fühlte sich anders an. Viel leichter. Ich hab endlich das gehabt, was ich gebraucht habe…eine kurze Pause zum Durchatmen.
Seit diesem Wochenende verbringe ich, genauso wie Kim, meine freien Wochenenden im Hafen und auch ein richtiger Segelurlaub dürfte in diesem Jahr nicht fehlen. Wohin es ging und was wir erlebt haben, erfahrt ihr bald:)

Eure Jessi