Fragen über Fragen schwirren zur Zeit in meinem Kopf. Alles ist gerade ziemlich viel. In meinem Beruf bin ich ziemlich eingespannt und ausgelastet, teilweise sogar überlastet. Meine Wohnsituation nervt mich und mein Auto braucht neuen Tüv. Und jedes Wochenende fallen mir neue Macken an der Irmi auf. Die Reparaturliste wird immer länger und die Motivation immer geringer. Zum Teil sind es Arbeiten, die wir (Jessi und ich) gar nicht alleine managen können, weil uns die Kompetenzen oder das Material/Werkzeug dazu fehlt. Ein Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung macht sich breit. Und dann tauchen diese Zweifel auf: Hätte ich vielleicht doch noch länger nur mitsegeln sollen? Hätte ich vielleicht doch etwas länger sparen sollen, um mir ein Boot leisten zu können, das besser in Schuss ist? Wieviel lohnt es sich wohl noch in die Irmi zu investieren? Wird es jemals einen Zustand geben, wo man Herr der Lage ist?
In den letzten Wochen und Monaten, seit Irmi im Wasser ist, haben wir manchmal ein bisschen Pflege und Reparaturen unternommen. Öfter haben wir jedoch einfach auch die freie Zeit genossen und im Cockpit gesessen. Oder wir waren schwimmen. Oder wir haben erste kleine Segeltörns unternommen. Schlichtum waren wir auch einfach mal faul.
Zurecht finde ich irgendwie, weil wir beide viel arbeiten und an den Wochenenden auch einfach zum Teil keine Kraft hatten zum Arbeiten. Alles nur Ausreden? Ja, vielleicht. Und eigentlich bin ich mir sicher, dass es vielen Menschen so geht, auch wenn es mit dem Verwirklichen seines großen Traumes zu tun hat. Ich denke solche Tief-Momente sind normal und legitim.
Mir wird klar was die anderen Segler gemeint haben mit: "Du musst im Winter so viel wie möglich schaffen, weil im Sommer schaffst du nichts-da willst du segeln..."
Ja, ihr habt ja recht. Ich habe im Winter zu wenig gemacht, bzw. die Arbeiten noch gar nicht so überblickt. Jetzt, seit der Zeit im Wasser, werden mir sooo viele Arbeiten bewusst und ich habe manchmal keinen Bock. Keine Kraft. Keine Motivation.
Ich bin so froh, dass Jessi da ist und mir hilft. Jedoch müssen wir uns eingestehen, dass wir handwerklich (noch) nicht alles können und öfter auf Hilfe angewiesen sind, als uns manchmal lieb ist.
Mit dem Tausch der Fenster zum Beispiel. Das wäre ohne meinen Bruder, der Glasermeister ist, gar nicht möglich gewesen. Danke nochmal an dieser Stelle, Robin♥. Und auch an die wundervollen Helferlein, Kerstin und Marian-Danke Danke Danke♥
Mein Bruder, Robin♥ |
Robin`s Freundin, Kerstin. Total motiviert beim Mutterkontern |
Robin und Marian schrauben von Außen die |
Die nächste große Überforderungssituation war mit dem Motor. (Ja ja ich weiß, ein Segelboot braucht keinen Motor... immer Ärger mit den Motoren...)
Der olle Motor verreckte und erwies sich als äußerst unzuverlässig. Ich wusste wo ich das Kühlwasser auf- und zudrehen konnte und den Motor starten, bzw. ausschalten konnte, das wars dann auch schon fast. Und nun ging das Ding immer aus, wenn man es brauchte (zum Anlegen). Hier brauchten wir professionelle Hilfe von einem Bekannten aus dem Hafen. Der tauschte mit mir die Kupferdichtungen, reparierte den Impeller, säuberte den Motorblock von der letzten Panne (Da ist uns der Dieselfilter an der Ablassschraube geplatzt), zog alle Schrauben nochmal nach und wer weiß was sonst noch. Danke an dieser Stelle an dich, Dirk♥
Neu gegen Alt (Dichtungsringe für den Impeller, glaub ich) |
Dirk tauscht die alten Kupferringe, ich reiche an |
Als sie von dem Riss erfuhr, sagte sie sofort: "Gib das zu einem Segelmacher und der soll das schnell reparieren - du musst doch segeln können." Irene, ich danke dir so so sehr dafür♥♥♥
Grundreinigung ÜBERALL |
So sah es unter dem alten Belag aus. Ja,da stand Wasser |
Jessi demontiert den sperrigen Tischfuß |
Yeah!!!! |
Und es hört nicht auf und das macht mir zur Zeit echt etwas Angst. Die Seereling ist an allen Stützen extrem locker und somit nicht belastbar. Der Bugkorb wackelt auch, da haben wir schon mal dran herumrepariert-hat nichts gebracht. Dann sind da überall kleine Löcher im Deck. Irgendein Voreigner fand es vielleicht einfacher irgendwo, irgendwelche Schrauben reinzudrehen... Ja, manche Löcher lassen darauf schließen, dass an der Stelle mal etwas montiert war und Sinn hatte. Viele Löcher hingegen oder hinterbliebene Schrauben erwecken den Eindruck der Sinnlosigkeit und man fragt sich, ob dieser Jemand eigentlich einen Hauch Ahnung davon hatte, was er da tat.
Und dann kommt noch dazu, dass in meinem Wunschhafen kein Liegeplatz frei war und ich in einen anderen Hafen gehen musste. Auf der einen Seite bin ich total froh darüber, dass die noch einen Platz für mich hatten, auf der anderen Seite ist der Liegeplatz vom Preis-Leistungsverhältnis her unterirdisch und ich bin dort so richtig unzufrieden.
Joa und da sitz ich nun am vergangenen Sonntag unter meinem Sonnensegel im Cockpit.
Klebebandrückstände Entfernung |
Und dann kam in mir neuer Wind auf... ein richtig frischer Wind des neuen Mutes. Ich sagte mir "Ey, das war dein großer, großer, wirklich großer Wunsch und den hast du dir zu deinem 30. Geburtstag erfüllt. Feier das mal wieder ein bisschen!
Spachtelmasse schon wieder hart |
Kurze Pause... Innehalten |
Ich blickte vom Bremsenreiniger zum Klebeband und sprühte drauf los. Ich schrubbte und kratzte und lächelte dabei. Die Arbeit machte nicht sonderlich Spaß, doch mein Mut und vorallem mein Stolz waren zurück.
Ich werde nicht aufgeben- auf gar keinen Fall!!!
Zu schön sind die Erlebnisse, die gewonnene Freiheit, die neuen Begegnungen und entstandenen Freundschaften seit diesem Jahr. Das ist so was von fantastisch alles, dass ich aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus komme! Ich bin so wahnsinnig stolz darauf, es zu einem eigenen Schiff geschafft zu haben und mit jeder Reparatur, ob eigenmächtig oder mit Unterstützung,
wächst mein Stolz und meine handwerklichen Kompetenzen. Ich lerne die Irmi ja gerade immer noch mit ihren Ecken und Kanten und Winkeln, Macken kennen... Und das ist schon was besonderes, ein Boot bis ins kleinste Detail zu kennen.
Ich freue mich darauf noch die restliche Saison auf dem Wasser zu verbringen, all die Freunde zu treffen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Ich möchte noch so viele Abenteuer wie möglich erleben und möglichst viele Sonnenuntergänge sehen.
Ankern mit Freunden♥ so ein schöner Sonnenuntergang! |
Und ich freue mich so sehr, das Ganze mit Jessi zu teilen! Es ist so wahnsinnig schön, zu wissen, dass es ihr genauso viel Spaß macht und sie aber auch bei den Scheiß-Arbeiten mit anpackt♥ Danke Jessi, dass du da bist♥
Ich habe Dich so lieb♥♥♥ |
Also zum Schluss: Ich freue mich darüber diese segelnde Baustelle gekauft zu haben! Die gute Irmi hatte es in den letzten Jahren scheinbar mit nicht so pflegenden Eignern zu tun. Doch sie hat es verdient nochmal so richtig zu strahlen und zu glänzen und das werden wir ihr verschaffen!
Die Irmi hat so wundervolle Segeleigenschaften und sieht so fantastisch aus. Ich liebe ihre Rundungen und die Farbe des Rumpfes.
Eines der ersten Bilder♥ |
Frühjar 2018, nahm Jessi spontan Schnee in die Hand... es war Liebe♥ |
Ich freue mich auf die ganzen Arbeiten im Winterlager. Ich bin schon innerlich am To-Do-Listen verfassen, schriftlich nicht vor September *hhahhahha* und ich bin so hochmotiviert Einiges im Winter zu schaffen und richtig gut voran zu kommen.
Frühjahr 2018, sogar an Land unter Schnee und Planen versteckt, sieht die Irmi fabelhaft aus |
Arbeiten an Bord gut zu schaffen sein werden.
So und jetzt werde ich den Blogeintrag beenden, gehe zur Arbeit und freue mich darauf am Donnerstag wieder an Bord zu sein!!! Jessi und ich haben eine Aufgabenliste verfasst... Videos drehen, von uns und von der Irmi, damit ihr mal wisst wer wir so sind und wie die Irmi aussieht. Desweiteren soll das Deck und die Sprayhood geschrubbt werden. Die Backskisten sollen die neuen Scharniere bekommen, damit wir die auch mal vernünftig schließen können und nicht bei einer Welle, die vielleicht mal ins Cockpit steigt, Angst haben müssen danach ohne Backskistendeckel da zu stehen. Und vorallem das ganze Wasser im Schiff zu haben.
Also es gibt wieder viel zu tun, doch mit hoher Motivation und einer gehörigen Portion Spaß wird es leicht von der Hand gehen♥
Eure Kim
Schön erzählt, danke. Dass erinnert mich an meine eigenen Anfänge vor 5 Jahren.
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
LöschenLieber Heinz. Bitte verzeih uns die späte Reaktion.
LöschenDanke für deine Rückmeldung... Ja, es geht wohl vielen Eignern so... und dann gibt es sooo unzählig viele wundervolle Geschichten, wie es Jeder dann doch geschafft hat seinem Boot treu zu bleiben und es sich nach eigenen Wünschen her zu richten♥
Hallo Kin und Jessi, toll, was Ihr Euch zutraut.
AntwortenLöschenAls ich mein Schiff gekauft habe, war es zwar alt aber gut in Schuß. Der Voreigner hatte es liebevoll gepflegt. Trotzdem ist immer was zu tun. Bei und nach der Überführung ins Mittelmeer und das Segeln unter der heißen Sonne hier hab ich das Schiff ganz schön beansprucht. Auch meine To-Do-Liste wird nicht kürzer. Immer wieder kommt was dazu. Ich hab aber unter meine (elektronische) To-Do-Liste eine "Erledigt"-Liste. Und da schieb ich die erledigten Punkte hin. Wenn ich dann sehe, was ich alles schon geschafft habe, bin ich stolz drauf und das gibt Schwung für die nächsten Aufgaben.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Segeln oder auch nur auf dem Boot sein. Und ja, lasst uns teilhaben an Eurem Leben mit Irmi. Sie sieht wirklich toll aus!
Susanne
Susanne♥
LöschenDeine Worte tun so gut... Toll, was auch du dir zugetraut hast! Quasi machen wir ja das Gleiche ;-)
Guter Tipp mit der "erledigt-Liste!"
Danke für deine Anteilnahme♥
Hey Michael. Dein Kommentar ist leider untergegangen... Vielen vielen lieben Dank für deine aufbauenden und mutmachenden Worte!
AntwortenLöschenEs gibt viel Zuversicht von anderen Menschen zu hören, dass es ihnen mal ähnlich erging und es geschafft haben.
Ich finde du beschreibst es sehr treffend mit dem Zuwachs an Lebensqualität!!!
Danke für deinen Tipp mit dem "realistische Ziele" setzen.
♥