Puh! Die letzte Woche war ganz schön nervenaufreibend. Nachdem
wir am vorletzten Wochenende das Wohnschiff besichtigt haben, lief alles auf
Hochtouren…die Handys, unsere Köpfe...und ehrlich gesagt, auch mein Herz ein
bisschen. Die Vorstellung auf einem Schiff zu leben hat sich schon länger breit
gemacht, bei Kim und bei mir. Das Ganze sollte allerdings in Hamburg, in ein
paar Jahren, irgendwann mal realisiert werden. Doch da kamen uns so einige Veränderungen
dazwischen, die nicht wirklich vorgeplant waren und ziemlich schnell von
statten gingen. Wir leben jetzt beide in Kiel, bauen uns dort unseren
Freundeskreis auf und auch das Segeln findet nicht mehr nur am Wochenende
statt. Auch Kim’s berufliches Leben verändert sich. Also rundum alles wurde mal
eben durchgeschüttelt und neu sortiert. Und so kam es, dass Kim mir vor ein
paar Wochen einen Link schickte, mit Bildern von einem Wohnschiff…. Tja,
irgendwie kam eins zum Anderen und schon ein Tga nachdem ich die Annonce sah,
saßen wir im Auto auf dem Weg nach Wilhelmshaven. Über die Besichtigungen,
Eindrücke und Planungen hat Kim ja schon zuvor hier im Blog berichtet.
Insgesamt besichtigten wir zweimal das Schiff, zuerst alleine,
beim zweiten Mal mit zwei Freunden, die täglich auch beruflich mit
Schiffen/Booten zu tun haben. Da die Jungs Potenzial in dem Kahn sahen, es zum
Wohnen für uns zu nutzen und das alles realisierbar wurde, zerbrachen wir uns
in den letzten Tagen über alles den Kopf.
Das Finanzielle, die Organisation (Schlepper, Liegeplatz etc.), kommen
wir auf Dauer, auf so engem Raum miteinander zu recht? Alles haben wir
besprochen und durchdacht. Wir hatten
Angst zu naiv an die Sache ranzugehen… Am Freitag hatten wir also Termine bei
zwei verschiedenen Banken. Bei der ersten Bank hatten wir einen Berater, der in
unserem Alter war. Kim legte zuerst ihre Karten auf den Tisch, erzählte von
ihrer Selbständigkeit und dass sie zusätzlich in Teilzeit in einem festen
Arbeitsverhältnis steht. Da die Selbständigkeit bei Krediten (teilweise) nicht
berücksichtigt wird, somit nur das feste Einkommen, könnt ihr euch ja
ausrechnen, welche Zahl uns am Ende genannt wurde…richtig! Die Null! Wir
checkten danach, in welcher Höhe ein Kredit bei mir in Frage käme…die Summe
hätte für den Kauf und für das Schleppen durch den Nord-Ostsee-Kanal gereicht.
Ziemlich ernüchternd. Der Finanzberater war nett, fand unsere Idee total super und
freute sich über Abwechslung in seinem Büro, da ansonsten eher ältere Menschen,
mit nicht so unkonventionellen Wünschen auf seinen Stühlen sitzen. Er
überlegte, nannte uns ein Onlinekreditunternehmen, bei dem wir eventuell
Chancen auf einen höheren Kredit hätten. Bei einem gemeinsamen Brainstorming
kam die Idee, dass wir vielleicht auch an die Stadt herantreten könnten. Denn
wir wollen zwar auf dem Schiff wohnen, gleichzeitig soll es aber auch als
Treffpunkt für kulturelle Angebote dienen. Wir haben Lust auf Musik,
Stammtische usw. Und so verließen wir das Büro, trotzdem optimistisch, wir
hatten ja noch einen Termin, bei einer Bank, bei der Kim auch Kundin ist…Danach
ging es aber erst mal zu dem Hafen, in dem die Irmi liegt. Da gab es ein
Gespräch mit dem Hafenmeister. Kim hat schon vor längerer Zeit eine E-Mail an
ihn verfasst, in der mehrere Themen angesprochen wurden, mit denen wir im Hafen
unzufrieden sind. Eine Stunde wurde gesprochen, mit dem Ergebnis, dass wir das
„Kriegsbeil“ nun begraben und manche Kritikpunkte behoben werden würden. Dann
ging es auch schnell weiter. Da wir mit Freunden an diesem Tag noch einen
Segeltörn nach Damp oder Schleimünde unternehmen wollten. Wir sammelten unsere
Segelkleidung auf der Irmi zusammen. Wir legten die Jacken, Hosen und
Schwimmwesten auf den Rücksitz und fuhren zu dem letzten Termin für diesen Tag.
Wir hofften beim Warten in der Bank auf einen genauso jungen Mitarbeiter , wie
der am Morgen :D Naja, wir bekamen einen netten Berater, Mitte Vierzig. Auch er
fand unseren Plan vom Wohnen auf einem Schiff interessant. Nach kurzen
Erklärungen, wer in welchem Beruf arbeitet etc., berechnete er für Kim und mich
insgesamt eine Summe, die das Schleppen, den einjährigen Liegeplatz und einen
niedrigen Kaufpreis decken würde. Eine finanzielle Sicherheit, nach diesen
Ausgaben, hätten wir jedoch nicht. Wir wollen mit Verstand daran gehen und uns
ist klar, dass auch Kosten auf uns zukommen werden, mit denen wir jetzt noch
gar nicht rechnen. So saßen wir dann
nach einem ereignisreichen Morgen und Vormittag wieder im Auto und riefen die
Eigner des Schiffes an und teilten ihnen das Ergebnis mit. Wir machten klar,
dass wir das Schiff für „kleines Geld“ nehmen würden, die Eignerin lehnte dies
aber- verständlicherweise- ab. Da war es dann also entschieden. Dieses Schiff
wird es also nicht, es sei denn es würden noch Umstände eintreten, die das
möglich machen. So wirklich traurig waren wir darüber aber nicht, was mich sehr
wunderte, denn wir haben uns schon sehr gefreut und der Traum ist ja damit
nicht einfach so weg… Vielleicht mussten wir das auch erstmal sacken lassen. Wieder
zu Hause packten wir unsere Sachen für den Törn. Ich telefonierte noch mit
Timo, der es noch nicht so sah, dass wir das Schiff aufgeben sollten. Er sagte
so etwas wie „…weißt du was euer eigentliches Problem ist? Ihr habt Angst…“.
Ja, vielleicht hatte er recht. Ich hab Angst und Kim auch. Wir haben Angst uns
zu überschätzen, besonders finanziell. Es gibt so viele Fragen und so viele
Dinge die geklärt werden müssen…Nach dem Auflegen hatte ich keine Zeit um
darüber nachzudenken. Irgendwie war ich darüber auch ganz froh, die Tage waren
ganz schön nervenaufreibend und emotional anstrengend. Wir holten auf dem Weg
zur „Seeteufel“ Ole ab und freuten uns so sehr auf den bevorstehenden Törn!
Robert, Oli und Jan waren schon an Bord als wir ankamen. Oli und Jan lernte ich
erst dort kennen, da Kim die Bagage zum ersten Mal traf, als ich in Schottland
war. Die Stimmung war gut und wir hatten alle richtig Lust zu segeln. Das
Ablegen klappte schnell und gut, die Jungs sind ein super eingespieltes Team. Steffi und Timo kamen auf eigenem Kiel mit. Björn,
KP und Sophie sollten am späten Abend auch noch kommen. Beim Segeln fiel
irgendwie alles ab. Ich sprach noch einmal mit Robert und wollte wissen, ob er
die Sache auch so aussichtslos sieht wie wir. Er war optimistisch, sah aber
auch die Sorgen die wir haben und danach ließ ich das Thema sein. Kim und ich
haben gar nicht mehr miteinander darüber gesprochen. Erst am Dienstag, als wir
telefonierten weil Kim in Hamburg arbeitete, haben wir den nächsten Blogeintrag
besprochen. Wir einigten uns darauf, dass ich den nächsten Eintrag schreibe und
das Thema „Wohnschiff“ und wie die letzte Woche so verlaufen ist, beschreibe. Und dann fragte Kim mich, wie ich
überhaupt zu dem Thema stehe und was unsere Quintessenz ist. Irgendwie kam es
so aus mir heraus, ohne dass ich wirklich vorher (bewusst) darüber nachgedacht
habe….Ich sagte ihr wie froh ich bin, dass wir diesen ganzen „Schiff-Liegeplatz-Schlepper-Stress“ gerade
nicht haben…In der letzten Zeit, eher gesagt in den letzten Jahren, war ich
immer unterwegs und habe es kaum an einem Ort ausgehalten. Vielleicht weil ich
auch irgendwie nicht so richtig wusste wo ich hingehöre. Ich reiste durch
Europa, zog nach Kiel, dann couchsurfte ich durch die Gegend, zog nach Hamburg,
ein halbes Jahr später wieder nach Kiel…und ehrlich gesagt bin ich gerade müde.
Ich will einen Ort haben, an dem ich ankommen kann. Mein Traum ist es, nach wie
vor, auf einem Schiff zu leben aber jetzt, in diesem Moment, brauche ich
Wurzeln und keine Baustelle auf der ich lebe. Vielleicht war das Finanzielle
gar nicht die größte Angst, ich brauchte nur ein bisschen um das zu erkennen…und
da hörte ich eine schallende Lache durch das Telefon…Da war mir klar, dass Kim
sich genauso fühlt. Sie ist auch gerade erst nach Kiel gezogen und kommt gerade
an. Beruflich wie auch privat. Die Vorstellung von den ganzen Aufgaben und
Dingen die geregelt werden müssen, überfordern sie auch gerade… Das alles
schließt unsere Idee von dem Hausschiff und den Projekten die wir uns ausmalen,
überhaupt nicht aus. Wer will schon ewig in einer Wohnung leben, wenn er auf
einem SCHIFF leben kann! Und nun sammeln wir uns, genießen die Zeit mit der
Irmi und freuen uns auf die letzten Segeltörns, bevor die Saison zu Ende geht!
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